Njeobichajnie prikljuchenja mistjera Vesta v Stanje Bolshevikov

Die sonderbaren Abenteuer des Herrn West im Lande der Bolschewiken, Die ungewöhnlichen Abenteuer des Herrn West im Lande der Bolschewiken, Die seltsamen Abenteuer des Mister West im Land der Bolschewiki

Regie: Lev Kuleshov, UdSSR - Sowjet Union, 1924

UdSSR - Sowjet Union, 1924
Szenenphoto aus Njeobichajnie prikljuchenja mistjera Vesta v Stanje Bolshevikov, © Goskino (Moskau)


Stab und Besetzung

Produktion Goskino (Moskau)
Regisseur Lev Kuleshov
Regieassistent Aleksandra Khokhlova
Sergej Komarov
Leo Mur
Leonid Obolenskij
Porfiri Podobed
Vsevolod Pudovkin
Drehbuch Nikolaj Asejev
Lev Kuleshov
Vsevolod Pudovkin
Kamera Aleksandr Levitskij
Darsteller Boris Barnet [Jeddy]
Vladimir Fogel
Pjotr Galadzhev
Aleksandra Khokhlova [Gräfin]
Sergej Komarov
Vjera Lopatina
Leonid Obolenskij
Porfiri Podobed [Mr. West]
Vsevolod Pudovkin [Schban]

Technische Angaben
Kategorie: Langspiel Film
Technische Info: Format: 35 mm - Ratio: 1:1,33 - Schwarz-Weiss Film,Länge: 95 Minuten, 1572 Meter, 18 Bilder pro Sekunde
Tonsystem: silent
Premiere: 27. April 1924 in UdSSR
Vorhandene Kopien: Kopien des Films sind erhalten [Archiv: Lobster Films]
Szenenphoto aus Njeobichajnie prikljuchenja mistjera Vesta v Stanje Bolshevikov, © Goskino (Moskau)

Inhaltsangabe
Mr. West, ein netter und harmloser Yankee, will mit der jungen Sowjetunion Geschäfte machen und reist in das Land der Bolschewiken: ein unbekanntes Territorium voll böser Überraschungen und wilder Kerle, die sich als Bolschewiken ausgeben.
Der Amerikaner Mister West möchte sich dieses seltsame neue Land, die Sowjetunion, mit eigenen Augen ansehen. Seine Freunde schicken ihm warnende Briefe und amerikanische Zeitschriften, die die Bolschewisten als bis an die Zähne bewaffnete Meuchelmörder und Wilde in zottigen Pelzen darstellen. Das kann ihn zwar nicht aufhalten, auf Anraten seiner Frau beschliesst er jedoch, zu seinem persönlichen Schutz den Cowboy Jeddy mitzunehmen.
Mr. Wests Ankunft in Moskau bleibt, da er mindestens ein halbes Dutzend Koffer mit sich führt, nicht unbemerkt. Dass ihm seine Aktentasche im Nullkommanichts unter der Nase weg gestohlen wird, bestätigt ihn in der Überzeugung, dass er sich in Moskau unter Wilden befindet, vor denen ihn nur Jeddy - in voller Cowboy-Montur, mit Lasso und geladenem Colt - schützen kann. Der Taschendieb gibt die Nachricht von der Ankunft des reichen Ausländers an seine Bande weiter. Die Gauner kommen schnell zu dem Schluss, dass der Geruch von Dollars in der Luft liegt und planen einen grossen Coup... (ARTE Presse)

Kritiken : Kölner Stadtanzeiger: "Exzentrisch burleske Komödie"

"DIE SELTSAMEN ABENTEUER DES MR. WEST ist ganz im Stil eines amerikanischen Detektivfilms gehalten, ironisiert aber gleichzeitig westliche Vorurteile über die Zustände in der Sowjetunion. Die Fabel des Films ist grotesk: Der amerikanische Senator West begibt sich in die Sowjetunion, in der Erwartung, dort - wie es illustriert Lehrbücher verheissen - fellgekleidete Wilde vorzufinden; zu seinem Schutz hat ereinen Cowboy mit Lasso mitgenommen. In Moskau fällt Senator West einer Bande von Gangstern in die Hände, die dem naiven Amerikaner weismachen, sie würden ihn beschützen, um so Geld aus ihn zu ziehen; doch rechtzeitig erscheinen die wirklichen Bolschewisten und entlarven die Gangster. Die Darsteller des Film, unter ihnen Pudowkin, befleissigten sich einer ekstatischen Mimik und Gestik, die ausgezeichnet zu dem parodistischen Stil des Films passte. Kuleschow ging es um den Beweis, dass spezifisch trainierte Filmdarsteller besser seien als "psychologisch-theatralische Filmstars". Tatsächlich begründete dieser Film einen neuen, dem Expressionismus verwandten Darstellerstil, der im Sinne Meyerholds die zeichenhafte Veräusserlichung innerer Zustände anstrebte.
(Ulrich Gregor/Enno Patalas: Geschichte des Film; Sigbert Mohn Verlag, GĂĽtersloh 1962)

Der Film war erst die zweite Produktion von Goskino, woher die zahlreichen materiellen Schwierigkeiten rührten, die es während der Dreharbeiten zu überwinden galt. Die technische Ausrüstung war unzureichend, die Projektoren waren zu schwach, die Dekors schlecht gebaut und da die Heizung nicht funktionierte, war es bei den Dreharbeiten bitter kalt. Und dann wurde Komarow auch noch von einer umstürzenden Tür verletzt und Chochlowa erkrankte an Röteln.

Trotzdem entstand eine Komödie, die ganz dem parodistischen Sinn ihrer Zeit entsprach. Ihre konter-propagandistische Handlung verfolgt das doppelte Ziel, die Erfolge der jungen Republik zu loben, und gleichzeitig die Schmähreden der westlich-amerikanischen Presse der Lächerlichkeit preiszugeben. Dieser Film kann es mit den besten ausländischen Komödien aufnehmen; er steht ihnen in puncto Technik und künstlerischem Ausdruck in nichts nach.
(Eric Schmulevitch: Kouléchov. Anthologie du Cinéma 77; Beiheft zu: L.Avant-Scène du cinéma Nr. 145, März 1974)

Lew Kuleschows Studio, in dem DIE ABENTEUER DES MR. WEST IM LANDE DER BOLSCHEWIKEN gedreht wurden, wird allgemein als den anderen Studios ĂĽberlegen betrachtet, weil sein Leiter ein erfahrener Theoretiker ist, weil im Studio auf konsequente Weise mit dem menschlichen Material (d.h. den Schauspielern) gearbeitet wird, und zuletzt, weil eine lautstarke Werbung es behauptet. In den letzten Jahren erschienen in der Fachpresse zahlreiche Portraits und photographische Studien von Kuleschow sowie Essais ĂĽber seine Ideen und seine Filme, was das Interesse zeigt, das die Fachpresse an diesem Studio hat, von dem sie erwartet, dass es unsere kinematographische Produktion strahlend erneuere.

Der junge Regisseur gab in den letzten Jahren Anlass zu den grössten Hoffnungen und sorgte zudem durch seine Erklärung: "Es lebe die Amerikanisierung des sowjetischen Alltags!" für Aufsehen. Kuleschow und seine Kameraden begeisterten sich für das westliche Kino, das sie imitierten. All das findet sich auch im MR. WEST. (Nikolai Judin, in: Prolet Kino Nr. 2, 1924)

Mr. West wurde in Amerika geboren. Was hat ihn veranlasst, in die UdSSR zu emigrieren? Kuleschows fehlende Einbildungskraft. Das Kino beruht auf dem, was man aus seinem Material machen kann. Diese simple Tatsache scheint sich in Russland schneller abzunutzen als dass die anerkannt würde. Man probiert sie aus und dann legt man sie wieder ab, wie man es mit einem Paar zu teurer Hosen in einem Laden macht: solche Hosen sind abgenutzt, bevor sie das erste Mal richtig benutzt werden. Indem bestimmte Sachen ständig wiederholt werden, werden sie vulgär, ohne dass irgend jemand sie jemals durchgeführt hätte. Man sollte nicht wie ein schlechter Schüler die Antwort seines Nachbarn abschreiben, sondern durch sein Vorbild lernen, seine eigenen Aufgaben zu lösen. (Viktor Shklovskij, in: Kino Gazeta Nr. 21, 1924)

"A wonderfully baroque satire and a splendidly conceived Soviet response to the capitalist ideology enshrined in Hollywood genre films. Kuleshov's hero, a naive American captured by Russian criminals and fed a vision of Communism in accordance with Russian propaganda, parodies the Harold Lloyd persona which had enshrined the success ethic. Yet the pastiche is strikingly affectionate, proof of the heroic optimism which allowed propaganda to be inflected through playfulness and alongside a frank admission of the continuing existence of dissident opinion with the USSR. A marvellously inventive film, superbly acted by Pudovkin, Barnet and the truly extraordinary Kokhlova." (Alex Jacoby, film in context)

«Clevere Propaganda des Filmpioniers Lev Kuleschow (1899-1970), wegweisend montiert und eindrücklich inszeniert» (tele 8/2008)
Szenenphoto aus Njeobichajnie prikljuchenja mistjera Vesta v Stanje Bolshevikov, © Goskino (Moskau)
Anmerkungen : Dieser Film steht am Beginn der sowjetischen Kinematografie und war eine der ersten Produktionen der Kinowerkstatt von Lew Kuleschow mit Studenten der Staatlichen Filmschule Moskau; eine Gaunerkomödie, die - kaum sieben Jahre nach der Oktoberrevolution - ausländische Klischeevorstellungen des Bolschewismus aufs Korn nimmt. (Pressetext Arte)

«Mit Klassenkampf und Revolutionspathos hat dieser Film wenig zu tun und so erregte er bei seiner Uraufführung starke Proteste seitens der Partei, die Kuleschows überdrehter Satire Formalismus vorwarf. Umso mehr begeistert heute der Film, seine nach wie vor mitreissende Wirkung verdankt er der schnellen Montage und dem exzellenten Spiel der Protagonisten, die, wie Lew Kuleschow, die russische Filmgeschichte geprägt haben: Alexandra Chochlowa, die die Rolle der Gräfin übernimmt, verkörperte Zeit ihres Lebens den Typus der exzentrischen Schauspielerin. Boris Barnet, in der Rolle des Cowboy Jeddy zu sehen, ist in die Filmgeschichte als Vertreter eines leisen, komödiantenhaften Stils im sowjetischen Film eingegangen. Wsewolod Pudowkin zählt neben Eisenstein und Dowschenko zu den drei grössten sowjet-russischen Regisseuren.
Regisseur Lew Kuleschow (1899 - 1970) gehört zu den Pionieren des sowjetischen Kinos und hatte zeit seines Lebens mit starken künstlerischen Repressionen zu kämpfen. Einflussreich blieb er aber als Dozent der Staatlichen Filmhochschule in Moskau, wo er ab 1922 unterrichtete. In die Filmgeschichte ist Kuleschow mit seinen in den 20er Jahren realisierten Montageexperimenten eingegangen, mit denen er bewies, wie sehr Filmwirkung von der Montage der Bilder und erst in zweiter Linie von den einzelnen Bildmotiven bestimmt ist, der sogenannte Kuleschow-Effekt. Ein weiteres Phänomen, das ihn als Fan amerikanischer Abenteuerfilme und Theoretiker des russischen Konstruktivismus interessierte, war das Phänomen der Bewegung.» (Presse Arte)

General Information

Njeobichajnie prikljuchenja mistjera Vesta v Stanje Bolshevikov is a motion picture produced in the year 1924 as a UdSSR - Sowjet Union production. The Film was directed by Lev Kuleshov, with Boris Barnet, Vladimir Fogel, Pjotr Galadzhev, Aleksandra Khokhlova, Sergej Komarov, in the leading parts.

Literatur Hinweise - La cinémathèque Suisse # 136, pg 28;
- La cinémathèque Suisse Nr. 231, Mars-Avril 2006;
- Il Cinema Ritrovato, Bologna, Katalog 2008, pg 76;

Referenzen zum Film in anderen Datenbanken:

    Unter anderem wurde der Film bei folgenden Filmfestivals aufgeführt:

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