Fegefeuer

Regie: Haro Senft, Deutschland, 1971

Deutschland, 1971


Stab und Besetzung

Produktion Haro Senft Filmproduktion
Produzent Haro Senft
Regisseur Haro Senft
Regieassistent Herbert Rimbach
Drehbuch Haro Senft
Kamera Klaus Müller-Laue
Musik Klaus Müller-Laue
David Llywelyn
Schnitt Jane Hempel
Maskenbildner Gretel Nickel
Weiteres Team Michaela Berchtold
Helga Eisinger
Hans Endrulat
Leonhard Gmür
Wolfgang Limmer
Sylvia Madsack
Michael Rössner
Rainer Schmitt
Elvira Senft
Elvira Senft
Elvira Senft
Elvira Senft
Darsteller Elvira Senft [Daniel Hartmann]
Ingeborg Schöner [Anna Richter]
Paul Albert Krumm [Martin Kanitz]
Andras Gönczöl [Aref]
Max Buchsbaum [Staatsanwalt]
Valeria Ciangottini [Valeria Kanitz]
Rudolf Emmer [Kidnapper]
Stefan Forstner [Stefan, Daniels Freund]
Karl Obermayer [Hauptwachtmeister Moser]
Julio Pinheiro [Julio]
Julio Pinheiro [Verkäufer]
Julio Pinheiro [Waffenverkäufer]
Julio Pinheiro [Hausfrau]

Technische Angaben
Kategorie: Langspiel Film
Technische Info: Format: 35 mm, 1:1,66 - Farbe Eastmancolor,Länge: 91 Minuten, 2477 Meter
Tonsystem: Ton
Premiere: 6. März 1971 in Berlin

Inhaltsangabe
Daniel wird zufällig Zeuge eines Menschenraubes auf offener Straße. Nachdem seine Anzeige bei der Polizei nicht die von ihm erhoffte Beachtung findet, sucht er selbst nach einer Aufklärung und verstrickt sich dabei immer mehr in Zweifel gegenüber seiner Umwelt und seinem eigenen Handeln. Durch sein Engagement sieht er sich zunehmend der Gewalt ausgesetzt und tötet schließlich einen Menschen. Während des Verhörs durch den Staatsanwalt durchlebt er das Fegefeuer seiner Bewusstwerdung.

Kritiken : "...um Rangstufen besser als fast alle deutschen Filme, die seit Monaten in die Kinos kommen..." (AZ, München)

»Zu Haro Senfts „Fegefeuer“

Warum hat sich Haro Senft keinen dramatischen Konflikt aus der Sphäre bürgerlicher Existenz genommen ? Warum hat er nicht die Schwierigkeiten sozialer und politischer Konflikte konkret bebildert ? „Fegefeuer“ ist ein sperriger Film. Nicht deswegen, weil er von sich aus Schwierigkeiten machen würde, sondern weil er in seinem Betrachter die Neigung vorfindet, mit möglichst fassbaren Wahrheiten und Meinungen konfrontiert zu werden. Dinge, die der Film nicht liefert, weil er sie nicht liefern will.
Aus Gerechtigkeissinn interessiert sich der zufällige Zeuge einer Entführung für den Vorgang. Er lernt die Beteiligten, die Opfer kennen, prüft die Motive, findet sie in Ordnung und begeht zugunsten dieser seiner neuen Freunde einen Totschlag. Als er vor die Polizei geführt wird, als seine Existenz effektiv bedroht und durch keine Tat mit der Normalität zu arrangieren ist, beginnt für den Mann die Selbstprüfung der Motive für sein Engagement. Es bleibt nicht viel. Er hat reagiert. Manche mögen sein Verhalten lobenswert und uneigennützig finden; manche mögen es aus berechtigten Gründen verwerfen: spätestens in diesem Augenblick wird dem Mann klar, dass für ihn als individuelle, ausgeprägte Existenz samt der ihr zugeordneten Bedürfnisse die Anlehnung an moralische Kategorien ebenso wie an politische nicht ausreicht, um seine Tat zu rechtfertigen. Hat er sich also falsch verhalten ?
Mit dieser Fragestellung wird Haro Senfts Film zu einem politischen Film, weil er nach den Gründen nicht nur für außerordentliche, sondern auch für alltägliche Handlungen eines Menschen fragt und dabei zunächst zu dem Schluss kommt: selbst mutiges Engagement und mögliche Selbstaufopferung sind Funktionen vorgegebener, gesellschaftlicher Situationen, Antworten auf Herausforderungen, aber keinesfalls wesentliche und originäre Selbstäußerungen. Und da der Respekt vor sich selbst und vor den eigenen Notwendigkeiten unabdingbar für den Respekt für andere ist, nötigt Senft seine Hauptfigur zur Ehrlichkeit sich selbst gegenüber: die Analyse ist qualvoll, beklemmend und für den Betrachter die Darstellung eines Weges zur Selbstfindung.
Ehrlichkeit stößt ab, weil sie nicht gesellschaftsfähig ist. Senfts „Fegefeuer“ stößt deshalb bisweilen vor den Kopf. Umso mehr, als mit der Dauer des gezeigten Marsches eines Mannes ins eigene Bewusstsein (und Unterbewusstsein) im Zuschauer die Notwendigkeit entsteht, sich selbst infrage zu stellen.
Der Film formuliert keinen Appell: er tut so, als wäre die Aufforderung sich selbst zu finden und das zu tun, was dem einzelnen hilft, bereits allgemein anerkannt, das heißt, er ist von einem unverschämten Optimismus – was ebenfalls vor den Kopf stößt. Er glaubt einfach daran, dass Menschen mit einigermaßen gutem Willen das entdecken können, was sie nicht wollen und das finden, was sie wollen.» (Florian Hopf – filmrepoert 1971)

»"Fegefeuer" ist ein mutiger Film, nicht nur was die Aussage anlangt. Auch in seiner Komposition, in der Führung der Farbkamera, in der Auswahl der Darsteller (Idealbesetzung ist Jost Vobeck, ein Berliner Schauspieler und Künstler) wirkt er mustergültig. Daß er zwiespältige Reaktionen hervorruft, hat Senft gewiß einkalkuliert. Ein Film dieser Kategorie, ein Film von diesem intellektuellen Format wird es hierzulande besonders schwer haben. Weil die Liebe zum Mitdenken beim Publikum bekanntlich noch immer nicht für eine Ehe mit solch unbequemen Filmen ausreicht.» (Peter W. Engelmeier)

General Information

Fegefeuer is a motion picture produced in the year 1971 as a Deutschland production. The Film was directed by Haro Senft, with , Ingeborg Schöner, Paul Albert Krumm, Andras Gönczöl, Valeria Ciangottini, in the leading parts.

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