Match Point

Regie: Woody Allen, USA, 2005

USA, 2005
Plakatmotiv Match Point, © BBC Films, BBC Films, BBC Films


Stab und Besetzung

Produktion BBC Films
BBC Films
BBC Films
Produzent BBC Films
BBC Films
BBC Films
Regisseur Woody Allen
Drehbuch Woody Allen
Kamera Remi Adefarasin
Schnitt Alisa Lepselter
Darsteller Brian Cox [Alec Hewett]
Scarlett Johansson [Nola Rice]
Scarlett Johansson [Tom Hewett]
Emily Mortimer [Chloe Hewett Wilton]
Jonathan Rhys-Meyers [Chris Wilton]
Jonathan Rhys-Meyers [Eleanor Hewett]

Technische Angaben
Kategorie: Langspiel Film
Technische Info: Farbfilm,Länge: 123 Minuten
Tonsystem: Ton
FSK ab 6 Jahren,
Szenenphoto aus Match Point, © BBC Films, BBC Films, BBC Films

Inhaltsangabe
Tennisspieler Chris Wilton sieht das Glück als die alleinige Kraft, die über den Verlauf des Lebens entscheidet. Wie ein Ball, der auf einer Netzkante landet und auf die eine oder die andere Seite fallen kann, ist auch der Mensch dem Zufall ausgeliefert. Chris stammt aus ärmlichen Verhältnissen und brach seine Karriere als Tennisprofi ab. In London fasst er als Trainer in einem exklusiven Tennisclub schnell Fuß. Zu seinen Schülern zählt auch der gut situierte Tom Hewett, der Chris gegenüber sehr aufgeschlossen ist. Spontan lädt er ihn zu "La Traviata" in die Loge seiner Familie ein. Als an diesem Abend Toms Schwester Chloe, dem eleganten Chris begegnet, zeigt sie sich interessiert und lädt ihn in das Landhaus ihrer Eltern ein. Chris ist fasziniert vom Vermögen und dem Leben der Hewetts.

Doch ebenso berauscht ist er von Nola Rice, der Verlobten von Tom. Nola ist eine erfolglose amerikanische Schauspielerin, die ihre erotische Wirkung auf Männer einzusetzen weiß. Chris entscheidet sich zwar Chloe zu heiraten und erlangt eine bedeutsame Position in dem Unternehmen ihres Vaters, doch Nola kann er sich nicht entziehen. Als diese von Tom wegen einer anderen Frau verlassen wird, stellt er ihr nach und lässt sich auf eine Affäre mit ihr ein. Zur gleichen Zeit träumt Chloe von einem gemeinsamen Kind mit Chris. Chris' Leidenschaft gilt jedoch Nola. Als Nola ungewollt schwanger wird und ihm droht, sein Verhältnis mit ihr zu verraten, sieht Chris seinen sozialen Status gefährdet und zieht mörderische Konsequenzen ... (arte Presse)

Kritiken : "Unheilschwanger oder Das Glück des Spielers -- Woody Allens «Match Point» handelt brillant von Tennis, London, Mord und Totschlag

Schwanger! Wenn es in Woody Allens jüngstem Film einen Schlüsselbegriff gibt, dann diesen. Unausgesetzt ist die Rede davon, alle waren sie eben, sind sie bereits oder dann schon wieder schwanger, wenn sie es nicht so schnell wie möglich werden beziehungsweise trotz allem - da sie es nun schon einmal sind - bleiben wollen. Das ist die Frauenseite. Die Männer sehen das naturgemäss etwas differenzierter. Schwangerschaft ist gut und recht, solange sie karrierekompatibel ist, liesse sich dieser Gesichtspunkt etwa resümieren, und wo sie sich als karriereförderlich erweist, ist sie durchaus nicht unerwünscht. Wo sie sich allerdings als karrierehemmend, ja, in Verbindung mit zunehmenden Ansprüchen an den Erzeuger, der eigentlich bei der Ehefrau Vaterschaftsanstrengungen zu unternehmen hätte, als existenzgefährdend herausstellt, da muss über einen Abbruch nachgedacht werden. Radikal.

Ein kümmerlicher «Held»

Nun ist Chris Wilton (Jonathan Rhys Meyers), der eher kümmerliche Held von «Match Point», nicht eigentlich ein Terminator. Die (einstige) Mitgliedschaft im internationalen Tenniszirkus, wo er «gegen Agassi gespielt» haben soll, glauben wir ihm ohnehin nicht so ganz, wenn wir ihn auf dem Platz sehen, auch wenn er sich ein gewisses Draufgängertum gegenüber aufreizender Weiblichkeit dort angeeignet haben mag. Wir können's ihm ja nicht einmal verdenken, wie er auf Scarlett Johanssons vor Sex-Appeal schier berstende Nola Rice trifft und mit dem erfolglosen amerikanischen Starlet alsbald die richtige Haltung beim Tischtennis übt. Er ist zwar der Aufsteiger in eine Upperclass, der er nie zugehörig sein wird - «Cashmere?» fragt er bei einem Pullover, wo die Antwort nur «Vicuña» lauten kann -, aber er ist kein Mr. Ripley, der so etwas wie Identität oder Skrupel längst entsorgt hat.

Im Gegenteil, er empfiehlt sich seinem Bald-einmal-Schwiegervater, einem geradezu rührend familiär gesinnten Londoner Finanzmagnaten und Gutsbesitzer, durch seine bescheidene irische Herkunft, vermeintlichen beruflichen Ehrgeiz und überraschende Dostojewski-Lektüre. Davon inspiriert sind seine Reflexionen übers Glück, die wir zu Beginn im Off hören, während wir dem Tennisball zusehen, der auf dem Netz stehen bleibt, noch unentschieden, welcher Seite er zum «match point» verhelfen soll. Der Satz «Ich hätte lieber Glück als Talent» zeuge von grosser Lebensweisheit, meint Wilton mit Dostojewski. Doch das bleibt eine zweischneidige Sache.

Zwar wird der Ehering des Opfers nicht wie beabsichtigt in der Themse landen. Er wird am Geländer anschlagen und - die bildliche Parabel vom Tennisball zu Beginn vollendend - auf die «richtige» Seite fallen und der Kriminalkommissar somit vergebens aus dem Schlaf hochgefahren sein und den Schlüssel zum Verbrechen gefunden haben. Doch das wird kaum verhindern, dass dem Mörder auch künftig die Schatten der Ermordeten als Wiedergänger erscheinen und wohl als Nachtmahre auf der Brust sitzen werden. Die Schlusseinstellung deutet es an. In «Crimes and Misdemeanors», dem bitteren Meisterstück von 1989, von dem «Match Point» die Versuchsanlage mit der erfolgreichen Beseitigung der gefährlich werdenden Geliebten übernommen hat, erzählte der Täter eine Art Gleichnis. Darin war für den unentdeckt bleibenden Verbrecher das Universum nicht mehr wüst und leer, sondern plötzlich mit Sinn erfüllt. Jetzt versucht dieser, sich damit zu rechtfertigen, dass er allenfalls einen Sinn in der Existenz zu erkennen vermöchte, wenn er gefunden und bestraft würde.

Meisterhaft am Film ist, wie er die Schandtat nicht relativiert, wie er seinen Helden mit wenig Identifikationspotenzial ausstattet und uns dennoch um ihn bangen lässt, wenn er mit zitternden Händen die Mordwaffe zusammenzuschrauben versucht. Und fast unerträglich sind in der Folge die Momente, da er um Haaresbreite entdeckt und überführt zu werden droht. Dagegen ist der Snobismus der Reichen und Schönen von geradezu entwaffnendem Charme, wozu auch die makellosen darstellerischen Leistungen von Matthew Goode und Emily Mortimer als Geschwister Hewett sowie von Brian Cox und Penelope Wilton als deren Eltern beitragen, der Familie, die den etwas armseligen Tennisstar in ihren Schoss aufnimmt.

London statt New York

Keimzelle der Verhängtheit der Schicksale ist die Musik, die das Geschehen fast durchgehend begleitet und kommentiert. Hier arbeitet Allen mit einem Verfremdungseffekt von hohem künstlerischem Reiz, indem er hoch stilisierten Bühnenauftritten in der «Oper» alte Aufnahmen mit Klavierbegleitung unterlegt; so fungiert Carusos «Una furtiva lagrima» aus Donizettis «Elisir d'amore» beinah wie ein Leitmotiv. Der New Yorker ist aber sichtlich auch der Verführung Londons erlegen, das in seinen herbstlichen Tönen ungleich präsenter wirkt als etwa Paris und Venedig in «Everyone Says I Love You» (1996). Dabei erweist die Kamera Remi Adefarasins insbesondere neuen architektonischen Leuchttürmen wie Norman Fosters «Gherkin» und der Tate Modern (die ebenso wie die Royal Opera im Studio nachgebaut wurde) ausgiebig Reverenz." (Christoph Egger, NZZ 20. Januar 2006)

"Match Point" ist Woody Allens Film über das Glück. Denn, so die Idee des Films, worauf kommt es an im Leben? Auf Glück oder Talent? Ist jeder seines Glückes Schmied, dank harter Arbeit, oder haben wir es letztlich gar nicht im Griff, wohin uns das Leben treibt? Alles nur eine Frage des Zufalls? Des Glücks eben. "Match Point" beginnt wie ein Film mit diesem Titel beginnen muss: Mit einem Tennismatch und einem Netzroller - das Bild wird gestoppt und eine Stimme aus dem Off kommentiert: "Mit ein bisschen Glück triff der Ball die Netzkante und fällt nach vorn". Das ist Glück, das hat der beste Spieler nicht im Griff.

In "Match Point" schafft es der mittellose Tennislehrer Chris (Jonathan Rhys Meyers), dass der Ball, um im Bild zu bleiben, nach dem Netzroller auf der Seite des Gegners landet. Chris hat richtig Glück - er lernt die schwerreiche Chloe (Emily Mortimer) kennen, die ihn liebt und heiratet und ihm ein Leben in Londons Upper Class ermöglicht. Das also ist Glück. Aber Chris gerät in Versuchung, er kann der blonden Freundin seines Schwagers nicht widerstehen. Scarlett Johansson spielt dieses verführerische Mädchen, das den verheirateten Chris in den Abgrund reisst.

Aus der anfänglichen Komödie eines Emporkömmlings wird eine Tragödie um Moral, Schuld und Sühne. Denn die Geliebte wird bald zur Existenz bedrohenden Plage und Chris unternimmt einen mörderischen Plan, um sie loszuwerden. Hier wird die Literatur zur Vorlage: Dostojewskis "Schuld und Sühne" lässt grüssen, als Chris zur Tat schreitet – wie es dann weitergeht, hat viel mit Glück zu tun und soll an dieser Stelle nicht verraten werden.

Am Ende steht die Erkenntnis wie bei so vielen Woody Allen Filmen zuvor, dass das Leben eine einzige Ungerechtigkeit ist, schwer zu ertragen und leider viel zu schnell vorbei. Und dass Mann und Frau eigentlich nicht zusammenpassen und darüber stundenlang diskutieren können und dass es sich im Leben nicht wirklich lohnt, die Ehefrau wegen einer Geliebten aufzugeben - und so weiter und so fort. Nach gut zwei Stunden "Match Point" im Kino fühlt man sich so amüsant und intelligent unterhalten wie schon lange nicht mehr." (Andrea Mirbeth, www.br-online.de)
Anmerkungen : «Für "Match Point" verließ Woody Allen erstmals seine gewohnte New Yorker Kulisse und gestaltet mit eleganten Bildern von Remi Adefarasin eine Hommage an die britische Hauptstadt. Sein Film feierte 2005 auf dem Filmfestival in Cannes Premiere und lief dort außerhalb des Wettbewerbs. Er war unter anderem für einen Oscar und mehrere Golden Globe Awards nominiert und gewann 2006 als bester europäischer Film den Goya-Filmpreis. Zum überragenden Darstellerensemble gehören Scarlett Johansson, Jonathan Rhys Meyers und Matthew Goode.» (Arte Presse)

General Information

Match Point is a motion picture produced in the year 2005 as a USA production. The Film was directed by Woody Allen, with Brian Cox, Scarlett Johansson, , Emily Mortimer, Jonathan Rhys-Meyers, in the leading parts.

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