James Siegel ("Epitaph"). Es ist ein Buch über das sehr amerikanische "Falling Down"-Motiv: Ein Mann, der erfolgreich im Leben steht, setzt wegen eines dummen Zufalls seine gesamte bürger-liche Existenz aufs Spiel und muss erst sehr tief stürzen, bis er ungeahnte Kräfte entwickelt und über sich hinauswächst.
Clive Owen verkörpert diesen Allerweltsmann mit nüchterner Präzision. Er heißt Charles Schine, ist leitender Angestellter einer Werbeagentur in Chicago, und sein privates Glück wird lediglich von der Diabetes-Erkrankung seiner einzigen Tochter, der kleinen Amy, überschattet.
Aus der Bahn wirft es ihn, als er im 9.05-Zug die Traum- und Karrierefrau Lucinda (Jennifer Aniston) kennen lernt. Sie hat ebenfalls Familie, aber auch die längsten Beine seit der Erfindung des Nylonstrumpfs. Charles kann der Versuchung nicht widerstehen und lässt sich schließlich mit ihr auf ein erotisches Abenteuer in einer billigen Absteige ein. Doch bevor das Schäferstündchen losgehen kann, werden Charlesund Lucinda brutal überfallen. Der Eindringling LaRoche (herrlich fies: Vincent Cassel) schlägt Charles nieder und vergewaltigt Lucinda. Und das ist erst der Beginn einer unheilvollen Verstrickung aus Erpressung, Betrug und Mord.
"Entgleist" ist das US-Debüt des schwedischen Regisseurs Mikael Håfström, dessen Sozialdrama "Evil" 2004 für den Oscar nominiert war. Mit der Siegel-Verfilmung gelang ihm solides, aber letztlich handzahmes Spannungskino, denn der vermeintliche Überraschungs-Twist zeichnet sich lange ab, bevor Mustergatte Charles ihn begriffen hat. Und "Friends"-Blondie Jennifer Aniston (siehe Interview Seite 28) ist in ihrer Rolle der Femme fatale noch dazu schlicht überfordert.
Håfström ist bemüht, an Vorbilder wie "Frau ohne Gewissen" oder "Eine verhängnisvolle Affäre" anzuknüpfen, und schürt eine düstere, bedrohlich schwärende Atmosphäre, die jedoch die Schwächen des Drehbuchs von "Collateral"-Autor Stuart Beattie nicht auffangen kann. Einige US-Kritiker konnten sich denn auch die spöttische Anmerkung nicht verkneifen, es sei unklug, die Qualität eines Films schon im Titel zu signalisieren.
Nebenbei gelingen Håfström einige der schönsten Anschluss-fehler, die man seit langem gesehen hat. Achten Sie einmal am Anfang des Films auf die Szene, als Clive Owen am Bahnhof klatschnass im Regen steht. Schnitt. Das nächste Bild zeigt ihn im Zug, mit Lucinda flirtend. Seine Haare: trocken und föhnfrisiert wie in der TV-Werbung. That's the magic of the movies." (Cinema)
"Zweiter-Klasse-Thriller mit einem Erster-Klasse-Schurken" (TV Spielfilm)