Quantum of Solace

Ein Quantum Trost

Regie: Marc Forster, Grossbritannien, USA, 2008

Grossbritannien, USA, 2008
Plakatmotiv Quantum of Solace, © , EON productions


Stab und Besetzung

Produktion
EON productions
Produzent Barbara Broccoli
Barbara Broccoli
Executive Producer Barbara Broccoli
Callum McDougall
Herstellungsleiter Callum McDougall
Produktionsleiter Leonhard Gmür [Location Austria]
Regisseur Marc Forster
Regieassistent Marc Forster
Marc Forster [Insert Unit Austria]
Drehbuch Marc Forster
Story Ian Fleming
Kamera Ian Fleming
Musik David Arnold
Schnitt David Arnold
Ausstattung Dennis Gassner
Architekt Dennis Gassner
Set Decoration Dennis Gassner
Kostümbild Dennis Gassner
Spezialeffekte Chris Corbould
Buchhaltung Renate Seefeldt [Location Austria]
Casting Debbie McWilliams
Karin Gmür [Location Austria]
Darsteller Daniel Craig [James Bond]
Daniel Craig [Camille]
Mathieu Amalric [Dominic Greene]
Judi Dench [M]
Giancarlo Giannini [Rene Mathis]
Giancarlo Giannini [Strawberry Fields]
Giancarlo Giannini [Felix Leiter]
Giancarlo Giannini [Gregg Beam]
Jesper Christensen [Mr. White]
Jesper Christensen [Perla de las Duanas Receptionist]
Jesper Christensen [General Madrano]
Jesper Christensen [Colonel of Police]
Lucrezia Lante Della Rovere [Gemma]
Lucrezia Lante Della Rovere [Mitchell]
Lucrezia Lante Della Rovere [Mr. Slate]
Lucrezia Lante Della Rovere [Yusef]
Lucrezia Lante Della Rovere [Corrine]
Lucrezia Lante Della Rovere [Tanner]
Lucrezia Lante Della Rovere [Lt. Orso]
Tim Pigott-Smith [Foreign Secretary]
Tim Pigott-Smith [Guy Haines]
Tim Pigott-Smith [Elvis]
Tim Pigott-Smith [Mitwirkung fraglich oder ungesichert]
Tim Pigott-Smith [Mitwirkung fraglich oder ungesichert]
Tim Pigott-Smith [Mr. White's Driver]

Technische Angaben
Kategorie: Langspiel Film
Technische Info: Format: 35 mm 1:2.35 - Farbe,Länge: 96 Minuten
Tonsystem: Dolby Digital DTS
FSK ab 12 Jahren,
Szenenphoto aus Quantum of Solace, © , EON productions

Inhaltsangabe
Von Vesper, seiner grossen Liebe, betrogen macht sich Bond (Daniel Craig) auf eine eigene Mission, die Wahrheit aufzudecken. Beim Verhör von Mr. White (Jepser Christensen) wird klar - die Organisation welche Vesper erpresste ist weitaus grösser und gefährlicher als alle dachten.

Ein Bankkontos eines Verräter innerhalb des Mi6 führt 007 nach Haiti, wo er durch Zufall auf die hübsche Camille (Olga Kurylenko). Sie führt ihre eigene kleine Vendetta und macht darum Bond auf Dominic Greene (Mathieu Amalric) aufmerksam, einem rücksichtslosen Geschäftsmann und wichtigen Person innerhalb der mysteriösen Organisation.

Seine Mission bringt Bond nach Österreich, Italien und schliesslich Süd-Amerika, wo er entdeckt, dass Greene ein Komplott mit Exil-General Medrano (Joaquín Cosio) plant. Er will diesem helfen, die Regierung eines lateinamerikanisches Land zu stürzen, um im Gegenzug an ein scheinbar wertloses Stück Land zu kommen - welches ihm zur totalen Kontrolle über eine der wichtigsten natürlichen Ressourcen verhelfen würde...

Doch bald kann Bond, James Bond, nicht mal mehr auf seine alten Verbündeten und gar M (Judi Dench) zählen. Kann er auf sich alleine gestellt Greenes finsteren Plan stoppen?

Szenenphoto aus Quantum of Solace, © , EON productions
Kritiken : «Den ganzen Film lang jagen James und das Bond-Girl Olga stinksauer quer durch das Bild und durch die ganze Welt: Bond, weil ihn Vesper, seine grosse Liebe aus CASINO ROYALE, zwar versetzt hat, aber auch weil böse Menschen sie umbrachten - Olga, weil ein säbelrassender General ihre Familie umbrachten. Alle Fäden laufen bei Mr. Greene zusammen, und der hat Schlimmes vor...

Das dünne Handlungsgerüst - es soll sich um umgelöste Geschichten aus CASINO ROYALE handeln - ist der Faden, an welchem sich ein furioses Actionspektakel aufzäumt. Nichts mehr von dem non-chalanten Agenten im Dienste ihrer Majestät, nicht mehr "For England, James!" - im 21. Jahrhundert angekommen ist Bond, das "Alphatier", ein harter Einzelgänger, der sich auch mit dem CIA und seinen Vorgesetzten anlegt. Keine Gadgets, kein Augenzwinkern - Bond handelt nach der Devise "Nur ein toter Gegner ist ein guter Gegner", er stellt keine Fragen mehr, er schiesst, er tötet...

Ob es ein guter Film ist ? QUANTUM OF SOLACE ist gut gemacht, er ist rasant, er ist auf weite Strecken spektakulär, er ist aussergewöhnlich etwa wenn Bond während der Tosca-Aufführung in Bregenz seine Gegner ins Visier nimmt, aber trotz allen Spektakels ist er auch kalt und streckenweise langweilig. Mit QUANTUM OF SOLACE ist 007 in der Optik der Killerspiele, der Computer-Games angekommen: der Weg zum TERMINATOR scheint vorgezeichnet...

Good Bye, Mr. Bond !» (lhg 2008)




«(...) Kunstvoll, aber actionarm

«Quantum of Solace» ist über weite Strecken viel kunstvoller als seine Vorläufer, und Forster erweist sich darin als Meister der eleganten Epik. Doch er hat auch den spezifischen Anforderungen des Genres zu genügen. Hier zeigt sich Forsters Schwäche, denn die Inszenierung von Action-Szenen liegt ihm ganz offensichtlich nicht, und es hat auch nicht geholfen, dass er sich vom Team der epigonenhaften «Bourne»-Trilogie den Action-Choreografen sowie den Cutter an Bord geholt hat. Gleich die erste Autoverfolgungsjagd über eine kurvenreiche Küstenstrasse Italiens ist mit Handkamera so wackelig gefilmt und dann derart stakkatoartig geschnitten, dass unter der entstehenden Hektik die Spannung enorm leidet. Der berühmte Palio von Siena hingegen ist so uninspiriert in Szene gesetzt, dass der Thrill davongaloppiert. (...)» (Susanne Ostwald, NZZ, 1. November 2008)




Kein Quantum Gnade: So brutal war Bond noch nie

«Quantum of Solace» wird Bond-Geschichte schreiben. Schon deshalb, weil es die erste Fortsetzung in der Agenten-Reihe ist: In «Casino Royale» verlor 007 seine Geliebte Vesper Lynd, nun will er die Schuldigen zur Strecke bringen. Schnell findet er heraus, dass die Geheimorganisation Quantum für Vespers Tod verantwortlich ist. Bloss: Quantum ist so geheim, dass nicht einmal die Geheimdienste von ihrer Existenz wissen. Oder nicht wissen wollen: In einer Welt, in der erbittert um verbliebene Ressourcen gekämpft wird, gehen die Geheimdienste auch mit Schurken ins Bett, wenn die eigene Nation dadurch profitiert.

Und so weiss Bond schnell nicht mehr, wem er trauen kann – was ihm allerdings gerade in den Kram passt. So kann er das Gehirn abschalten und sich brutal allem entledigen, was sich ihm bei seiner persönlichen Vendetta in den Weg stellt. England, Italien, Haiti, Bolivien, Österreich oder Russland, wohin er auch fliegt, überall warten schon böse Jungs auf ihn, die er routiniert ausknipst.

Kein Q, kein Sex

Schon die Eingangssequenz, eine Verfolgungsjagd entlang des Gardasees, zeigt, was den Zuschauer in den nächsten 106 Minuten erwartet: Schnelle Schnitte, raffinierte Parallelmontagen und ungemein physische, brutale Action. Eine stilistische Nähe zur «Jason Bourne»-Reihe ist zweifelsohne vorhanden – doch Marc Forster belässt es nicht bei der Verwendung einer wackeligen Handkamera. Die grossartig montierte Szene auf der Bregenzer Seebühne etwa erinnert dank eines unübersehbaren Kunstwillens mehr an einen choreographierten Totentanz, als an klassisches Actionkino.

Inszenierungen wie diese sind State-of-the-Art, gehen indes auf Kosten traditioneller Bond-Werte, wie zum Beispiel Bettszenen. Nur ein einziges Mal ist 007 für wenige Sekunden in der Horizontalen. Und Sex ist nicht das Einzige, auf das Bond-Nostalgiker verzichten müssen. Die berühmten One-Liner («Bond. James Bond») fehlen ebenso wie Q, Hightech-Gadgets oder grössenwahnsinnige Bösewichte.

Spielt das Publikum mit?

Sogar Bonds Lieblingsspruch «Geschüttelt, nicht gerührt» wurde gestrichen. Stattdessen sitzt der einstige Strahlemann an einer Bar und leert irgendwelche Drinks in sich hinein. Ob geschüttelt oder gerührt, interessiert ihn nicht – er hat andere Probleme. Denn mit «Casino Royale» begann die Menschwerdung des Agenten 007 und «Quantum of Solace» ist deren konsequente Fortsetzung. Daniel Craig perfektioniert hier den wortkargen, verletzlichen Bond, der sich so drastisch vom Bond seines Vorgängers Pierce Brosnan abhebt. Craigs Darstellung passt so 100-prozentig zum ironiefreien, zynisch-kalten Action-Thriller, der «Quantum of Solace» ist. Ob dies einem breiten Publikum gefällt, ist allerdings zweifelhaft.

Auch unklar ist James Bonds weitere Entwicklung. Am Ende von «Quantum of Solace» verschont er zum ersten Mal einen Gegner und ringt sich sogar ein Lächeln ab. Ein Zeichen für seine wiedergefundene innere Ruhe? Eine Andeutung auf mehr Spass im nächsten Film? Es wäre Bond – und dem Publikum – zu gönnen. (Philippe Zweifel, Tagesanzeiger.ch/Newsnetz)




Andreas Borcholte von Spiegel Online schreibt: "Die vielleicht grösste Innovation von "Ein Quantum Trost" ist der Serien-Charakter des Films. Wilson und Broccoli haben ganz offenbar verinnerlicht, dass die grössten Neuerungen filmischer Erzählkunst zurzeit nicht im Kino passieren, sondern im Fernsehen." Ein Quantum Trost habe eine "ganz schön dünne Story", aber einen überzeugenden Hauptdarsteller.

Für Bernd Graff von der Süddeutschen Zeitung trägt das neue Bond-Abenteuer nicht nur den "bescheuertsten eingedeutschten Titel aller Zeiten", sondern ist auch die "synthetischste Bond-Edition" und gleichzeitig der "geerdetste Bond, den es je gab". Tja, so steht's da!

Jan Schulz-Ojala vom Tagesspiegel meint, James Bond werde mit diesem Film den "postmodernen Batmans und Bournes, die ihre schizoiden und anderweitigen Traumata stets brachial zu kurieren trachten", immer ähnlicher, und zwar "zum eigenen Schaden". Die "Demontage tradierter Bond-Essentials" werde weiter vorangetrieben: "Keine Scherzchen, keine Technikmätzchen, kein 'Geschüttelt oder gerührt?'-Ritual, keine 'Bond, James Bond'-Vorstellungsrunde, nun also auch: kein Sex".

"Man kann lange darüber streiten, welche Bond-Darstellung bisher die beste war: Selbstverliebt aber waren sie alle. Und weil sich 007 nun selber nicht mehr mag, können wir uns am ganzen 'Bond' auch nicht so recht freuen", meint Daniel Kothenschulte von der Frankfurter Rundschau. Nur ganz selten "geschieht etwas Lässig-Bravouröses, etwas, das Beifall verdient". Ein Bond "ohne seine Bond-Identität" sei nur "ein Actionfilm wie jeder andere".

Felicitas Kleiner vom Filmdienst meint, jenseits einiger nachdenklichen Akzente sei der Film "pures Bewegungskino"; das "menschliche Drama des Agenten, mit dem der Vorgängerfilm dem Franchise ein neues, eindrucksvolles Gesicht gab", komme kürzer, "diffundiert von der Oberfläche mehr zwischen die Zeilen". (Quelle: www.angelaufen.de)


«Kaum ein Leinwandheld rang nach dem Ende des Kalten Krieges so lange um Orientierung wie James Bond. Sechs Jahre lang blieb der Agent untergetaucht, um in GoldenEye (Martin Campbell, Grossbritannien, USA 1995) seine Rückkehr als Lebemann zu feiern, der weiss, dass seine besten Tage vorbei sind und seine absurde Existenz deshalb umso mehr geniesst. Vier Filme später ging man in Casino Royale (Martin Campbell, Grossbritannien, USA, Tschechien 2006) ging man dann den umgekehrten Weg: Ohne seine überlegene Ironie stand Bond buchstäblich nackt vor uns, eine von früherer Dekadenz gereinigte Figur, die ihre Gegner mit Muskelkraft statt mit High-Tech-Waffen besiegt und schliesslich gar um die ermordete Geliebte trauert. Ein Quantum Trost schliesst unmittelbar an das Ende von Casino Royale an, behält den raschen transkontinentalen Wechsel der teils exotischen Schauplätze und die rasanten Verfolgungsjagden bei, treibt allerdings das Primat des Handelns auf die Spitze. Grimmig eilt der Held von einem actionreichen Höhepunkt zum nächsten, wobei ihm nur eine Handvoll kurzer Dialogszenen vergönnt sind. Endgültig aus der Bond-Serie verabschiedet wurde auch der comichafte Superschurke. Stattdessen kämpft Bond nun gegen Quantum, einen lockeren Geheimbund von Wirtschaftsmagnaten, die sich unter dem Deckmantel des Naturschutzes unerschlossene Rohstoffvorräte sichern wollen. Dazu destabilisieren sie nicht nur Schwellenländer wie Bolivien politisch, sondern unterwandern auch die Machtzentralen der westlichen Nationen. Nach einem Mordanschlag im innersten Kreis des britischen Geheimdiensts wird Vertrauen zum knappsten Rohstoff überhaupt.

Nachdem Casino Royale seine Hauptfigur als gebrochenen Helden etablierte, bekommt die Bond-Figur nun eine deutliche inhaltliche Akzentuierung: In einer Welt, in der auf nichts und niemanden mehr Verlass ist, verkörpert der Superagent den stets kurz entschlossenen Einzelkämpfer, der sich weder an Moral noch an einen beruflichen Ehrenkodex gebunden fühlt und seine eigene Regeln schafft. Damit ähnelt der neue Bond weniger seinen smarten Vorläufern als anderen modernen Actionhelden: dem Fledermausmann aus The Dark Knight (Christopher Nolan, USA 2008) oder Jason Bourne (Die Bourne Identität, Doug Liman, USA 2001), mit dessen Leinwand-Abenteuern Ein Quantum Trost zudem den atemlosen Inszenierungsstil, die rasanten Montagen und die unruhige Handkamera gemein hat.

Die "Modernisierung" der von dem englischen Romanautor Ian Fleming 1953 erschaffenen James Bond-Figur bietet für die filmpädagogische Arbeit mit Jugendlichen zahlreiche Anknüpfungspunkte. Offenbar versuchen Drehbuchautor Paul Haggis (Million Dollar Baby, Clint Eastwood, USA 2004) und Regisseur Marc Forster (Drachenläufer, USA 2007) mit dieser Akzentuierung, Bond aus seinem popkulturellen Kosmos zu lösen und zu einer "wirklichen" Figur zu machen. Doch wie glaubhaft wirkt der neue Bond? Da diese "Menschwerdung" in einer als kalt und brutal gezeichneten Welt stattfindet, schliesst sich beinahe automatisch die Frage an, inwiefern Bonds Rücksichtslosigkeit aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen widerspiegelt. Passende Stichworte dazu sind: Vereinzelung, Wertezerfall, Verteilungskampf. Zudem wird mit dem neuen 007 auch die angebliche oder tatsächliche Ohnmacht der staatlichen Sicherheitsorgane gegenüber globalen Bedrohungen thematisiert. Filmhistorisch interessant sind die Actionszenen: In ihnen wird konsequent auf das Stilmittel der Desorientierung gesetzt, wegen der hohen Schnittfrequenz sind die Zuschauenden kaum in der Lage, einzelne Schritte der aufwendig inszenierten Kettenreaktionen nachzuvollziehen. Hier könnte ein Vergleich mit einem klassischen Actionfilm wie French Connection – Brennpunkt Brooklyn (William Friedkin, USA 1971) zeigen, dass man Spannung auch erzielen kann, wenn das Publikum die Übersicht behält und dadurch stärker ins Geschehen einbezogen wird.» (Michael Kohler in www.kinofenster.de)

«Der in Hollywood tätige Schweizer Regisseur Marc Forster schickt den im «Casino Royale» erstmals ins Spiel gebrachten «neuen» James Bond (Daniel Craig) diesmal auf einen Rachefeldzug, um die Hintermänner des Mordes an seiner Geliebten Vesper zu finden. Erstmals wird sie 007-Saga damit nahtlos fortgesetzt. Forster hat sich bemüht, dem Agenten mit der Lizenz zum Töten ein menschlicheres Antlitz zu geben - mit allen Schattenseiten. Herausgekommen ist ein recht düsterer, vergrübelter und über weite Strecken humorloser Film, der weitaus kunstvoller als seine Vorgänger ist. Doch in den hektisch gefilmten und stakkatoartig geschnittenen Actionsequenzen erweist sich, dass der feinfühlige Forster in diesem Genre weniger zu Hause ist. » (owd. in NZZ Ticket)


«Daniel Craig, die zweite: Im 22. Bond-Abenteuer "Ein Quantum Trost" wird die schmerzhafte Menschwerdung des einstigen Musterspions konsequent fortgesetzt.

Der von Marc Forster inszenierte Film knüpft direkt an das Ende des Vorgängers "Casino Royale" an und beschreibt Bonds Jagd nach den Hintermännern, die für den Verrat seiner Ex-Geliebten Vesper verantwortlich sind.

Foster hetzt seinen geschundenen Helden atemlos fast rund um den Erdball und treibt die Actionanteile in einsame Rekordhöhen. Doch es bleibt auch Raum für düstere psychologische Zwischentöne, die Bond mehr zusetzen als die Genitalfolter aus "Casino Royale". Dieser Bond hat eine Mission, aber er hat auch ein Trauma - und diese Kombination macht ihn spannender als je zuvor.

Einzige Einschränkung: Mathieu Amalric kann einen sardonischen Bösewicht wie "Le Chiffre" Mads Mikkelsen nicht wirklich ersetzen. Doch die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen im letzten Drittel ohnehin, und Bond muss sich in einer Welt zurechtfinden, in der Moral nur noch eine Frage des Geldes ist.

"Ein Quantum Trost" gehört zu den besten aller 007-Filme, und das Ende legt nahe, worum es im letzten Teil einer möglichen Trilogie gehen wird.
Fazit: Auch der zweite Craig-Bond überzeugt: Hartes Agentenabenteuer mit toller Action und visueller Dynamik» (Cinema)


«Kaum ein Leinwandheld rang nach dem Ende des Kalten Krieges so lange um Orientierung wie James Bond. Sechs Jahre lang blieb der Agent untergetaucht, um in GoldenEye (Martin Campbell, Grossbritannien, USA 1995) seine Rückkehr als Lebemann zu feiern, der weiss, dass seine besten Tage vorbei sind und seine absurde Existenz deshalb umso mehr geniesst. Vier Filme später ging man in Casino Royale (Martin Campbell, Grossbritannien, USA, Tschechien 2006) dann den umgekehrten Weg: Ohne seine überlegene Ironie stand Bond buchstäblich nackt vor uns, eine von früherer Dekadenz gereinigte Figur, die ihre Gegner mit Muskelkraft statt mit High-Tech-Waffen besiegt und schliesslich gar um die ermordete Geliebte trauert. Ein Quantum Trost schliesst unmittelbar an das Ende von Casino Royale an, behält den raschen transkontinentalen Wechsel der teils exotischen Schauplätze und die rasanten Verfolgungsjagden bei, treibt allerdings das Primat des Handelns auf die Spitze. Grimmig eilt der Held von einem actionreichen Höhepunkt zum nächsten, wobei ihm nur eine Handvoll kurzer Dialogszenen vergönnt sind. Endgültig aus der Bond-Serie verabschiedet wurde auch der comichafte Superschurke. Stattdessen kämpft Bond nun gegen Quantum, einen lockeren Geheimbund von Wirtschaftsmagnaten, die sich unter dem Deckmantel des Naturschutzes unerschlossene Rohstoffvorräte sichern wollen. Dazu destabilisieren sie nicht nur Schwellenländer wie Bolivien politisch, sondern unterwandern auch die Machtzentralen der westlichen Nationen. Nach einem Mordanschlag im innersten Kreis des britischen Geheimdiensts wird Vertrauen zum knappsten Rohstoff überhaupt.

Nachdem Casino Royale seine Hauptfigur als gebrochenen Helden etablierte, bekommt die Bond-Figur nun eine deutliche inhaltliche Akzentuierung: In einer Welt, in der auf nichts und niemanden mehr Verlass ist, verkörpert der Superagent den stets kurz entschlossenen Einzelkämpfer, der sich weder an Moral noch an einen beruflichen Ehrenkodex gebunden fühlt und seine eigene Regeln schafft. Damit ähnelt der neue Bond weniger seinen smarten Vorläufern als anderen modernen Actionhelden: dem Fledermausmann aus The Dark Knight (Christopher Nolan, USA 2008) oder Jason Bourne (Die Bourne Identität, Doug Liman, USA 2001), mit dessen Leinwand-Abenteuern Ein Quantum Trost zudem den atemlosen Inszenierungsstil, die rasanten Montagen und die unruhige Handkamera gemein hat.

Die "Modernisierung" der von dem englischen Romanautor Ian Fleming 1953 erschaffenen James Bond-Figur bietet für die filmpädagogische Arbeit mit Jugendlichen zahlreiche Anknüpfungspunkte. Offenbar versuchen Drehbuchautor Paul Haggis (Million Dollar Baby, Clint Eastwood, USA 2004) und Regisseur Marc Forster (Drachenläufer, USA 2007) mit dieser Akzentuierung, Bond aus seinem popkulturellen Kosmos zu lösen und zu einer "wirklichen" Figur zu machen. Doch wie glaubhaft wirkt der neue Bond? Da diese "Menschwerdung" in einer als kalt und brutal gezeichneten Welt stattfindet, schliesst sich beinahe automatisch die Frage an, inwiefern Bonds Rücksichtslosigkeit aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen widerspiegelt. Passende Stichworte dazu sind: Vereinzelung, Wertezerfall, Verteilungskampf. Zudem wird mit dem neuen 007 auch die angebliche oder tatsächliche Ohnmacht der staatlichen Sicherheitsorgane gegenüber globalen Bedrohungen thematisiert. Filmhistorisch interessant sind die Actionszenen: In ihnen wird konsequent auf das Stilmittel der Desorientierung gesetzt, wegen der hohen Schnittfrequenz sind die Zuschauenden kaum in der Lage, einzelne Schritte der aufwendig inszenierten Kettenreaktionen nachzuvollziehen. Hier könnte ein Vergleich mit einem klassischen Actionfilm wie French Connection – Brennpunkt Brooklyn (William Friedkin, USA 1971) zeigen, dass man Spannung auch erzielen kann, wenn das Publikum die Übersicht behält und dadurch stärker ins Geschehen einbezogen wird.» (Michael Kohler in www.kinofenster.de)


«(...) Wie attraktiv wirkt ein Mann auf Frauen, wenn er seiner Verflossenen nachtrauert, auf Rache sinnt und nie lächelt? Der neue Bond kommt emotionaler und nachdenklicher daher als je zuvor - man kann das als cool bezeichnen, muss man aber nicht. Abgesehen davon gibt es noch mehr Details, die manchen am neuen Agentenabenteuer nicht schmecken könnte: Bond Nr. 22 hat kein Spielzeug und keine Gimmecks mehr. Q wurde abgeschafft, das war's mit den Raketenautos, feuerfesten Westen oder Abhörwanzen in der Anstecknadel. "Die Filme wurden zu wirklichkeitsfremd", verteidigt Produzent Michael G. Wilson die Veränderungen, "wir mussten Bond ins 21. Jahrhundert bringen, zurück zur Realität, zu Menschen". Dazu passt, dass der aufs Wesentliche zusammengeschrumpfte 007 mit rund 100 Minuten Filmlänge der kürzeste Bond aller Zeiten geworden ist. Schiessende Kugelschreiber und umherfliegende Telefonzellen sind vielleicht wirklich nicht mehr zeitgemäss, aber Humor und Spannung, an denen es dem neuen Film fehlt, darf es auch im Jahr 2008 geben.

Viel Grund, sich über "Ein Quantum Trost" aufzuregen, gibt es dennoch nicht. Der deutsch-schweizerische Regisseur Marc Forster ("Schräger als Fiktion") hat handwerklich ordentliche Arbeit abgeliefert, das Bond-Girl ist hübsch und der Bösewicht glaubhaft, auch wenn die Figur im Vergleich zu bisherigen Schurken mit Weltherrschaftsanspruch eher harmlos wirkt.

Entscheidend wird vielmehr sein, wie es ab jetzt weitergeht: Wird der nächste Bond auch wieder eine Fortsetzung mit roher Action sein? Und einem grimmigen Helden, der sich mehr um sich als um seine Umwelt kümmert? Dann würde Jason Bourne statt James Bond eigentlich ausreichen.

Fazit: Heftig-kräftig, aber nicht überragend. Der neue Bond ist 00-Durchschnitt.» (Daniel Ronel, 3. November 2008, Bayern 3)

«Kein 007-Highlight, zum Trost gibt's viel Energie...» (tele 16/2011)

General Information

Quantum of Solace is a motion picture produced in the year 2008 as a Grossbritannien, USA production. The Film was directed by Marc Forster, with Daniel Craig, , Mathieu Amalric, Judi Dench, Giancarlo Giannini, in the leading parts.

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