Synopsis (en Alemán)
Das Nachkriegsdeutschland der späten 50er Jahre: Der 15-jährige Gymnasiast Michael (David Kross) begegnet der Straßenbahn-Schaffnerin Hanna (Kate Winslet). Trotz des Altersunterschieds von fast 20 Jahren beginnen die beiden eine Affäre, die um ein spielerisches Ritual kreist: So geht Hanna mit dem Schüler nur ins Bett, wenn er ihr aus Klassikern der Weltliteratur von Homer, Tschechow und D. H. Lawrence vorliest. Sie lauscht mit gespannter Aufmerksamkeit. Die unbeschwerte Affäre dauert nur einen Sommer, dann verschwindet Hanna spurlos.
Ein knappes Jahrzehnt später nimmt Michael (nun gespielt von Ralph Fiennes), inzwischen Jurastudent, als Beobachter an einem Auschwitz-Prozess teil und erkennt zu seinem Entsetzen Hanna unter den Angeklagten. Seine einstige Geliebte erweist sich als KZ-Aufseherin, die 300 Menschen auf dem Gewissen haben soll. Im Laufe der Vernehmungen errät Michael ein Geheimnis, für das sich Hanna mehr schämt als für ihre Verbrechen: Sie ist Analphabetin. Mit dieser Information würde sich die Beweislage in dem Prozess ändern. Soll Michael zugunsten Hannas aussagen? Stellt sich dadurch die Frage nach ihrer persönlichen Schuld neu? (BR Presse)
Osservaciones generales (en Alemán): Deutschland, in den späten 1950er-Jahren: Die rätselhafte Straßenbahn-Schaffnerin Hanna beginnt eine Affäre mit dem 15-jährigen Schüler Michael Berg. Während er ihr eifrig aus der Weltliteratur vorliest, weiht sie ihn in die Kunst zu lieben ein. Ihre Beziehung dauert nur einen Sommer, dann verschwindet Hanna über Nacht. Knapp ein Jahrzehnt später begegnet der angehende Jurist seiner großen Liebe überraschend im Gerichtssaal; dort muss sie sich für ihre Vergehen als KZ-Aufseherin verantworten. Erst jetzt errät Michael ihr sorgsam gehütetes Geheimnis, das sie niemals preisgeben wird. Lieber geht Hanna lebenslänglich ins Gefängnis.
Bernhard Schlinks Roman "Der Vorleser" sorgte 1995 für Aufsehen und wurde zum Weltbestseller. Der Brite Stephen Daldry, der bereits mit der Virginia-Woolf-Verfilmung "The Hours" sein Talent für die Adaption komplexer Literaturvorlagen bewies, hält sich in seiner Verfilmung eng an die Vorlage, gibt jedoch die Ich-Perspektive zugunsten einer eher objektiveren Erzählhaltung auf.
"Der Vorleser" ist ein fesselndes Melodram über den Umgang mit Schuld und die widersprüchlichen Gefühle, die sich ergeben, wenn eine nahestehende Person darin verwickelt ist. Dabei dämonisiert der Film die Täterin Hanna nicht, sondern zeichnet ein ebenso komplexes wie ambivalentes Porträt eines zutiefst widersprüchlichen Menschen. Kate Winslet legt ihre Figur als verletzliche Frau an, die zugleich die schlimmsten "deutschen Tugenden" verinnerlicht hat und als reibungslos funktionierendes Rädchen im Getriebe der Mordmaschinerie des Nationalsozialismus funktionierte.
Für ihre Schauspielleistung erhielt die Schauspielerin den Oscar für die beste Hauptrolle. Ihr Liebhaber Michael, kongenial von David Kross und Ralph Fiennes verkörpert, muss am Ende die bittere Wahrheit erkennen, dass Kultur kein Antidot zur Barbarei ist. (BR Presse)