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Mit blutigen Händen und in höchster Erregung stürzt Dmitrij Karamasov aus dem Haus seines Vaters, eilt durch abendlich dunkle Strassen zur Wohnung des von ihm über alles geliebten Mädchens Grushenka, erfährt dort, dass sie in jene einsame Waldschenke gefahren ist, in der er einst glückliche Stunden mit ihr verlebte, eilt ihr nach, trifft sie, gesteht ihr seine Liebe, wie sie ihm die ihre gesteht. Dmitrij gibt ein rauschendes Fest, auf der zu stürmischer Zigeunermusik der Champagner in Strömen fliesst. Glücklich sind die Liebenden, nun endlich vereint für immer - bis am frühen Morgen das Schicksal zuschlägt: Gerichtspersonen erscheinen und verhaften Dmitrij unter der Beschuldigung, der Mörder seines Vaters zu sein... [Film für Sie 88/1969]
So hervorragend aber auch die schauspielerischen Leistungen auch sind, sie können nicht völlig vergessen lassen, dass ein Film im Prinzip nicht den gleichen Gesetzen verpflichtet ist, wie eine Theaterinszenierung. Hier aber dominieren auch auf der Leinwand vor allem in den ersten beiden Teilen die Dialoge. Es erinnert an die konsequente Farbdramaturgie, wie sie Pyrjev seinerzeit bei "Der Idiot" so erfolgreich in die künstlerische Tat umgesetzt hat, eigentlich nur im dritten Teil die Konfrontation Ivans mit der Erscheinung des Teufels. Die zumeist ausgesprochen melodramatische Musik von Isaak Shvarts vermag ebensowenig einen Ausdruck zu vermitteln wie das 70-mm-Format, dessen Funktion und Notwendigkeit nicht recht einleuchtet.
Die Vielschichtigkeit und Komplexität des Romans mit seinem spezifischen Untertext schlossen es sicher aus, eine in jeder Beziehung adäquate Filmversion zu gestalten. Was - auch angesichts der nicht wenigen reaktionären Züge im Schaffen Dostojevskijs - günstigenfalls zu erreichen wa, ist Pyrjev und seinen Mitarbeitern wohl gelungen.(...)» [Manfred Jelenski, Berliner Zeitung, 19. Oktober 1969]
«(...) Trotz aufwendiger formaler Mittel und guter Darstellung ist keine vollauf überzeugende Umsetzung des Klassikers gelungen.» (Lexikon des Internationalen Films)
«(...) So scheint das Bedenkliche dieser Dostojevskij-Verfilmung weniger in dem notwendigerweise Fehlenden, im radikalen Verzicht auf Seitenlinien der Handlung und novellistische Einsprengsel zu liegen, als vielmehr in der Schwierigkeit, eine überzeugende filmische Lösung zu finden (...) Und da bleibt nur viel Peinlichkeit, vor allem bei der mit fast biederem Naturalismus von Pyrjev inszenierten Teufelsgesprächsszene. Die Übersetzung eines subtil psychologische Abgründe eruierenden Romans und seiner ins Expressiv-Ausserordentliche gesteigerten Form statt ins komprimierende Normalformat ins pompöse, Breite und inszenatorische Behäbigkeit provozierende 70-mm-Format hat da zu empfindlicher und bedauerlicher Veräusserlichung geführt. (...)» [E.M., Sächsisches Tageblatt, Dresden, 7. Januar 1970]
«Als Ivan Pyrjev sich anschickte, Dostojevskijs kompliziertes Romanwerk "Die Brüder Karamasov" auf die Leinwand zu übertragen, bezog er eine gänzlich andere Ausgangsstellung als z.B. Bondarchuk für Tolstojs "Krieg und Frieden" oder Zarkhi für "Anna Karenina": Während Bondarchuk und Zarkhi alle filmischen Möglichkeiten einsetzten, ein universelles Bild der gesellschaftlichen Prozesse, in die Pierre Besukhov und Anna Karenina gestellt waren und sich mit ihnen auseinanderzusetzen hatten, zu zeichnen, vertraute Pyrjev überweite Strecken ausschliesslich der dynamischen Kraft expressiver Schauspielkunst, das Geschick der Karamasovs plastisch zu machen. Nur selten gibt es, dann allerdings grossartig gelöste, echt filmische Passagen, die den Blick aufs grosse Ganze freigeben.
Aber: Welche Fülle mitreissender Schauspielerpersönlichkeiten konnte Pyrjev für sein Vorhaben auch einsetzen, den humanistischen Appell Dostojevskijs zum theatralischen Ereignis werden zu lassen ("theatralisch" ist hier nicht abwertend zu verstehen, sondern der besonderen Spezifik im Gegensatz zu "filmisch" gerecht zu werden)! (...)
Das grösste Verdienst (...) Pyrjevs besteht zweifellos darin, die humanistischen Züge der Dostojevskischen Vorlage für unsere Zeit herausgearbeitet zu haben, ohne dem Gesamtwerk Gewalt anzutun. Wir entdecken Dostojevskij neu, tiefer, verstehen, wieviel er zu sagen hat. - Zur vollen Wirksamkeit kommt jedoch meines Erachtens gerade dieses so anerkennenswerte Verdeutlichen, Verdichten, dadurch nicht, dass uns der Film in einer 70-mm-Version vorgeführt wird, ohne für die Spezifik dieses Formats besonders konzipiert worden zu sein. Manches wirkt durch das Gross- und Nahbild vergröbert, was auf der Normalleinwand gewiss tiefere Erschütterung ausgelöst hätte. (...)» [Karl-Heinz Mertins, Mitteldeutsche Neueste Nachrichten, Leipzig, 28. Oktober 1968]
«(...) Dass der 70-mm-Film für diese Intensität ungeeignet wäre, ist bisher noch nicht bewiesen. Im Gegenteil: Viele gelungene Passagen, vor allem im ersten Teil, zeugen für die grossen Möglichkeiten, auf dem 70-mm-Film intensives inneres Erleben im Bezug zur tief erfassten Räumlichkeit, zum Milieu, zu gestalten, ein ganzes Bild vom Menschen zu geben.» [Hartmut Albrecht, National-Zeitung, Berlin, 22. Oktober 1969]
«(...) Mit starkem Temperament hat Ivan Pyrjev (...) die dramatische Wucht seiner literarischen Vorlage in den Film übertragen. Seine grosszügige, in Farbe und 70-mm-Format gedrehte, Interpretation der "Brüder Karamasov" wird Dostojevskij gerecht. Aus dem erschütternden Bild einer düsteren, von Verzweiflung erfüllten Welt, aus der Darstellung des moralischen Verfalls im zaristischen Russland, steigt ein tiefer Glaube an den Menschen und an die überwindende Kraft der Liebe empor. Grosse darstellerische Leistungen, in denen realistische Schauspielkunst ihre ganze Fülle offenbart, machen die Gestalten des Films. Dostojevskijs grandiose Charaktere, unvergesslich, erfassen ihre humane Substanz. So ist dieser Film nicht nur die Verfilmung eines grossen Werkes, sondern auch selbst ein grosses Filmkunstwerk.» [-ch, Thüringische Landeszeitung, Weimar, 17. Oktober 1969]
Remarques géneraux (en Allemand): Als Ivan Pyrjev am 7. Februar 1968 starb, waren die Arbeiten am dritten Teil des Films noch nicht abgeschlossen. Die Schauspieler Mikhail Uljanov [Dmitri Karamazov] und Kirill Lavrov [Ivan Karamazov] übernahmen die Ferstigstellung des Films an hand der Aufzeichnungen von Pyrjev. Von der Jury des Internationalen Filmfestivals Moskau wurde Pyrjev 1969 posthum mit einem Sonderpreis für seine herausragenden Verdienste für das Kino ausgezeichnet.
Von dem dreiteiligen Film wurde auch eine sogenannte "europäische" Fassung geschnitten. Sie hatte eine Länge von 110 Minuten. In der DDR wurden Teil 1 und 2 zu einem Film zusammengefasst, Teil 3 lief dann als zweiter Film. Die deutsch synchronisierte Version des Films am 17. Oktober 1969 in Berlin Premiere.
General Information
Bratja Karamazovy is a motion picture produced in the year 1968 as a Union Sovjetique production. The Film was directed by Ivan Pyrjev, Kirill Lavrov, with Mikhail Uljanov, , Kirill Lavrov, Andrej Mjagkov, , in the leading parts.Prix
1969 Internationales Film Festival Moskau: Spezialpreis der Jury (posthum)
1969 Academy of Motion Picture Arts: Nominierungen für den Preis für den besten fremdsprachigen Film
Bibliographie -Film für Sie, Progress-Filmillustrierte, Nr. 88/1969
-ch, Thüringische Landeszeitung, Weimar, 17. Oktober 1969
-Manfred Jelenski, Berliner Zeitung, 19. Oktober 1969
-Hartmut Albrecht, National-Zeitung, Berlin, 22. Oktober 1969
-Karl-Heinz Mertins, Mitteldeutsche Neueste Nachrichten, Leipzig, 28. Oktober 1969
-E.M., Sächsisches Tageblatt, Dresden, 7. Januar 1970